DNB AM | Wir rechnen mit einer Neubewertung des Biotech-Sektors

Investmentfonds.de | Der Biotech-Sektor hat sich im bisherigen Jahresverlauf 2025 schlechter entwickelt als der breite Aktienmarkt, wobei Small- und Mid-Cap-Titel am stärksten unter Druck geraten sind. Large-Cap-Unternehmen in der kommerziellen Phase haben sich insbesondere in den USA relativ robust gezeigt. Wir glauben jedoch, dass sich die Aussichten in der zweiten Jahreshälfte aufhellen werden. Komprimierte Bewertungen, solide Fundamentaldaten und erste Anzeichen für eine Belebung der M&A-Aktivitäten beginnen die Stimmung zu verbessern. Auch das Finanzierungsumfeld macht Anzeichen einer Stabilisierung, insbesondere für Unternehmen mit differenzierten Plattformen oder kurzfristigen Katalysatoren. Mit dem Abklingen der makroökonomischen Unsicherheit und der Klärung der politischen Ausrichtung der neuen US-Regierung rechnen wir mit einer Neubewertung des Sektors. In diesem Umfeld sehen wir attraktive Chancen bei hochrangigen, cashflowstarken Biotech-Titeln und partiell bei innovationsgetriebenen Small- und Mid-Cap-Unternehmen mit klinischen oder kommerziellen Wendepunkten. Mit Blick auf die Zukunft könnte ein selektiver Ansatz, der sich auf hochrangige, cashflow-starke Biotech-Titel konzentriert, in einem ansonsten volatilen Umfeld stabilere Chancen bieten.
Welche Aktien haben das Wachstum in Europa und den USA vorangetrieben?
Die Aktien mit der besten Performance seit Jahresbeginn sind US-Biotech-Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung, insbesondere Cashflow starke Titel wie Gilead und Amgen. Mid-Cap-Unternehmen in der Kommerzialisierungsphase mit starken Produkteinführungen wie Ascendis haben ebenfalls solide Renditen erzielt. Dagegen waren US-Biotech-Unternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung das Segment mit der schwächsten Performance, belastet durch die negative Stimmung und ein schwieriges Finanzierungsumfeld. Ausgewählte Unternehmen in der Entwicklungsphase mit erfolgreichen klinischen Ergebnissen wurden jedoch mit starken Kursanstiegen belohnt. Ein bemerkenswertes Beispiel ist Merus, ein in den USA notiertes europäisches Biotech-Unternehmen, das nach positiven Daten aus seiner Onkologie-Pipeline deutliche Kursgewinne verzeichnete.UCB und Argenx könnten in der zweiten Jahreshälfte an Wert gewinnen
Mehrere Biotech-Aktien mussten in diesem Jahr aufgrund von Verzögerungen bei der Zulassung, negativen Rückmeldungen der FDA, enttäuschenden Ergebnissen klinischer Studien, Finanzierungsproblemen oder politischen Kurswechseln unter der neuen US-Regierung Dämpfer hinnehmen. So sahen sich beispielsweise Impfstoffentwickler nach Führungswechseln im Gesundheitsministerium (HHS) und in der Arzneimittelbehörde FDA mit Herausforderungen konfrontiert. In Europa haben Unternehmen wie UCB und Argenx seit Jahresbeginn eine schwache Performance verzeichnet, doch wir glauben, dass sie gut positioniert sind, um in der zweiten Jahreshälfte wieder an Wert zu gewinnen. Sarepta Therapeutics, dass eine Gentherapie für eine seltene neuromuskuläre Erkrankung entwickelt, hat nach dem Tod von zwei Patienten in seinem Programm mit mehreren Herausforderungen zu kämpfen. Diese Vorfälle sind zwar selten, haben jedoch zu einer verstärkten behördlichen Kontrolle, der Rücknahme von Prognosen und einem komplexeren weiteren Vorgehen geführt. Obwohl es in der gesamten Branche mehrere Rückschläge gegeben hat, sehen wir darin auch erhebliche Chancen. Viele Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten werden derzeit mit erheblichen Abschlägen gehandelt. In diesem Umfeld sehen wir attraktive Aufwärtspotenziale in einem Markt, der unserer Meinung nach echte Stock-Picker begünstigt, in dem differenzierte wissenschaftliche Erkenntnisse, eine solide Umsetzung und kurzfristige Katalysatoren die Performance bestimmen werden.US-Gesundheitspolitik: Verunsicherung, aber auch Lichtblicke
Seit der Amtseinführung von Präsident Trump hat das US-Gesundheitsministerium (HHS) erhebliche Veränderungen und Reformen durchlaufen, darunter umfangreicher Personalabbau, Führungswechsel und Mittelkürzungen, die von der Regierung als Maßnahmen zur Bekämpfung von „Betrug, Verschwendung und Missbrauch” bezeichnet werden. Es wurden mehrere hochkarätige und umstrittene Ernennungen vorgenommen, darunter vor allem die von Robert F. Kennedy Jr. zum HHS-Minister. Kennedy ist ein bekannter Impfkritiker und scheint einen restriktiveren Ansatz bei der Bereitstellung von Impfstoffen zu verfolgen. Der Personalabbau und die Konsolidierungen innerhalb des HHS haben auch Befürchtungen geweckt, dass wichtige Funktionen der Behörde beeinträchtigt werden könnten. Besonders besorgniserregend sind Änderungen bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA, die zu Verzögerungen bei der Zulassung von Medikamenten und damit zu einer Verzögerung der Markteinführung neuer Medikamente führen könnten. Auch die dem HHS unterstellten National Institutes of Health (NIH) sind von der neuen Regierung stark betroffen. Trump hat versucht, die Mittel der NIH für medizinische Forschungszuschüsse erheblich zu kürzen. Derzeit laufen mehrere Gerichtsverfahren zu den Kürzungen, und es sieht so aus, als könnten einige Mittel wieder bereitgestellt werden. Selbst wenn ein Teil der Mittel wieder fließt, werden die ursprünglichen Kürzungen den Fortschritt mehrerer Forschungsprojekte beeinträchtigt haben, was Anlass zu Sorge über die langfristigen Auswirkungen auf den wissenschaftlichen Fortschritt gibt. Darüber hinaus hat auch die „Meistbegünstigungsklausel“ viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Präsident Trump unterzeichnete im Mai eine Durchführungsverordnung zur Einführung dieses neuen Preismodells als Versuch der Trump-Regierung, die Arzneimittelpreise in den USA zu senken, die deutlich höher sind als im Rest der Welt. Dies hat in der Branche Besorgnis ausgelöst, da es sich wahrscheinlich negativ auf die Innovation in der Arzneimittelentwicklung auswirken würde.Trumps „Big Beautiful Bill” ist ein weiterer Gegenwind, da sie bislang eine Reihe von Bestimmungen zum Gesundheitswesen enthält. Die vorgeschlagenen Kürzungen bei Medicaid würden nicht nur Millionen von Amerikanern ohne Krankenversicherung zurücklassen, sondern auch Krankenhäuser treffen, da sie deren Medicaid-Zahlungen reduzieren würden. Das Ausmaß der Kürzungen ist noch ungewiss, und es sieht so aus, als hätte der Senatsparlamentarier einige der Vorschläge, die Medicaid betreffen, abgelehnt. Generell hat die Unsicherheit, die durch die vielen von der Regierung in Gang gesetzten Veränderungen entstanden ist, die Stimmung in der Branche negativ beeinflusst. Das Ausmaß der Auswirkungen vieler dieser Veränderungen ist noch unklar, da noch nicht entschieden ist, welche Änderungen tatsächlich umgesetzt werden. Obwohl viele der Veränderungen negativ sind, gibt es auch einige positive Aspekte der neuen Regierung. Unter anderem hat der neue FDA-Direktor positive Ansichten hinsichtlich der regulatorischen Flexibilität geäußert und möchte den Einsatz von KI im Zulassungsverfahren für neue Medikamente verstärken. Darüber hinaus scheinen trotz des Personalabbaus die meisten wichtigen Funktionen der FDA weiterhin intakt zu sein, was für künftige Arzneimittelzulassungen positiv ist.
Zollpolitik: Investoren warten auf Klarheit
In der Vergangenheit waren sowohl Arzneimittel als auch Medizintechnik (Medtech) von Zollerhöhungen oder Sanktionen ausgenommen. Dennoch sind große Pharma- und Medizintechnikunternehmen aufgrund ihrer globalen Lieferketten einem potenziellen Handelskrieg ausgesetzt. Bislang sind Arzneimittel von den von Trump eingeführten Zöllen ausgenommen, aber die Regierung hat mehrfach angekündigt, dass bald weitere Ankündigungen folgen werden. Obwohl weder der Umfang noch der Zeitpunkt möglicher Zölle klar sind, hat die Gefahr von Zöllen einige Unternehmen wie Eli Lilly dazu veranlasst, umfangreiche Investitionen in Produktionsstätten in den USA anzukündigen. Viele große Pharmaunternehmen haben ihre Produktionsstätten außerhalb der USA in Ländern mit niedrigeren Unternehmenssteuern wie Irland errichtet. Trump will mit Zöllen erreichen, dass große Pharmaunternehmen einen größeren Teil ihrer Produktion in die USA verlagern. Zölle auf Arzneimittel sind komplex und würden sowohl europäische Pharmaunternehmen als auch US-Unternehmen mit Produktionsstätten außerhalb der USA treffen. Das Ausmaß der Auswirkungen hängt davon ab, was besteuert wird und zu welchem Satz. Wenn die Zölle nur für pharmazeutische Wirkstoffe (APIs) gelten, wären die Folgen für die meisten Unternehmen überschaubarer und besser zu bewältigen. Wenn die Zölle hingegen auf den Endpreis der Medikamente abzielen, könnten die Auswirkungen weitaus gravierender sein. Die Zölle könnten auch auf den internen Verrechnungspreisen der Unternehmen basieren, was einen Mittelweg zwischen den beiden anderen Optionen darstellen würde. Die anhaltende Unsicherheit hinsichtlich möglicher Zollmaßnahmen erschwert es den Unternehmen, sich zu den langfristigen Investitionen zu verpflichten, die für den Aufbau oder die Erweiterung von Produktionsstätten erforderlich sind und oft mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Obwohl die Aufmerksamkeit für Trumps geplante Zölle im Gesundheitswesen seit der ersten Ankündigung nachgelassen hat, werden sie den Sektor weiterhin belasten, bis die Investoren mehr Klarheit haben.Stimmungsverbesserung im zweiten Halbjahr
Wir glauben, dass sich die Aussichten für die zweite Jahreshälfte aufhellen. Niedrige Bewertungen, solide Fundamentaldaten und erste Anzeichen für eine Belebung der M&A-Aktivitäten tragen zu einer Verbesserung der Stimmung bei. Auch das Finanzierungsumfeld macht Anzeichen einer Stabilisierung, insbesondere für Unternehmen mit differenzierten Plattformen oder kurzfristigen Katalysatoren. Historisch gesehen tendiert der Biotechnologiesektor in der zweiten Jahreshälfte zu einer besseren Performance, unterstützt durch eine Reihe von klinischen Studienergebnissen, regulatorischen Entscheidungen und der Positionierung zum Jahresende. Da die makroökonomische Unsicherheit nachlässt und die politische Ausrichtung der neuen US-Regierung klarer wird, erwarten wir eine bessere Performance des Sektors. Dennoch glauben wir, dass dies ein Markt für Stock Picker ist, in dem unternehmensspezifische Impulse und die Umsetzung der Strategie die wichtigsten Performancefaktoren sein werden. Zwar haben Large-Cap-Biotech-Unternehmen, insbesondere solche mit starker Cash-Generierung, seit Jahresbeginn die Performance angeführt, doch erwarten wir nicht, dass sich dieser Trend in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen wird. Stattdessen sehen wir attraktivere Chancen im Mid-Cap-Segment, insbesondere bei Titeln mit bevorstehenden klinischen Meilensteinen, der Umsetzung von Markteinführungen oder hohem strategischem Wert. In Europa stützen niedrige Bewertungen und das erneute Interesse US-amerikanischer Anleger an differenzierten Plattformen ausgewählte Titel mit Katalysatoren in der späten Phase.***
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